A review by bookishyvonne
99 Nächte in Logar by Jamil Jan Kochai

adventurous challenging informative inspiring mysterious reflective slow-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? It's complicated
  • Loveable characters? Yes
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? No

3.0

Jamil Jan Kochai hat mit “99 Nächte in Logar” ein mutiges Debüt hingelegt. Das Buch strotzt regelrecht vor Liebe für Menschen, die Bezug zu Afghanistan haben. Mich hat es berührt und gleichzeitig sehr verwirrt.
⚠️ [CN: Blut, Gewalt, Krieg, Tierquälerei]

In “99 Nächte für Logar” wird der Alltag in Logar, Afghanistan, aus der Sicht des 12-jährigen Marwand geschildert. Vordergründig lässt sich der Plot auch so zusammenfassen: Marwand, aus den USA, besucht seine Familie in Afghanistan, wo ihm der Familienhund seinen Finger abbeißt, weshalb er Rache haben will. Doch der Hund büxt aus und so macht sich Marwand mithilfe seiner Cousins und der restlichen Familie auf den Weg, um den Hund wiederzufinden.

Das ist aber nicht alles, denn während wir diesem Hauptplot verfolgen, lernen wir die Geschichte Afghanistans kennen, lernen, wie die Familienbeziehungen funktionieren, wie Freundschaften gepflegt und auch Ehen arrangiert werden. Dabei werden immer wieder Geschichten von Legenden und Familienüberlieferungen hineingeflochten. Marwands Familie hat unzählige Menschen in den endlosen Kriegen verloren und werden noch mehr verlieren, weshalb sie untereinander immer wieder die Geschichten ihrer liebsten verstorbenen Menschen erzählen, sodass sie nicht nur eine bloße Erinnerung sind.

Verwirrt hat mich das Buch, weil es so so so viele Charaktere gibt. Nun, die Familie ist groß und es war gar nicht so einfach durchzublicken, wer nun wie mit wem verwandt ist. Deshalb habe ich für mich auch einen Familienstammbaum gemacht, sodass ich den Überblick behalte, aber ehrlich gesagt, hätte ich es mir gewünscht, dass es so etwas bereits im Buch gegeben hätte. In dem Buch wird auch viel Farsi und Paschto verwendet, was ich selbst ziemlich cool finde, weil es zeigt, dass es nicht durch einen “weißen Blick” (white gaze) geschrieben wurde. Am Ende des Buches gibt es auch ein Glossar, das die meisten Begriffe erklärt, aber nicht alle, was ich mir aber gewünscht hätte.

Es gibt auch ein Kapitel, das komplett auf Paschto geschrieben ist, sodass alle, die kein Paschto lesen können… logischerweise auch dieses Kapitel nicht lesen können. Ich selbst finde das nicht schlimm, denn es ist die Geschichte eines verstorbenen Verwandten und ich habe das Gefühl, dass dies ein besonderes Geschenk für die Menschen sind, die Paschto können und sich dadurch auch mehr mit dem Autor verbunden fühlen. Zumindest stelle ich mir das so vor mit Chinesisch.

Am Ende wurde mir der magische Realismus aber zu viel und ich habe mich damit ziemlich schwergetan

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