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A review by bookishyvonne
Radikale Zärtlichkeit – Warum Liebe politisch ist by Şeyda Kurt
informative
inspiring
reflective
medium-paced
4.0
Was ist Liebe? Was für Arten von Liebe gibt es? Ist die Liebe Sinn des Lebens, eine politische Allianz, Illusion oder Selbstzweck? Ist “Liebe” überhaupt der passende Begriff? Mit all diesen Fragen und mehr beschäftigt sich Şeyda Kurt [ich konnte keine Pronomen finden] in “Radikale Zärtlichkeit. Warum Liebe politisch ist”. Lieben Dank an @harpercollinsde für das Rezensionsexemplar!
⚠️ [CN: Ableismus, Hanau, Klassismus, Misogynie, Queerfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Rassismus, Sexismus, sexualisierte Gewalt, Slut Shaming, Victim Blaming]
Entlang der eigenen Biografie erforscht Kurt traditionelle Beziehungsmodelle. Dabei greift Kurt die normative monogame Beziehung auf und wie der Umgang mit polygame/polyamore Beziehungen in anderen Kulturen verläuft. Wie hängt Liebe mit dem Patriarchat, Rassismus, Klassismus und Kapitalismus zusammen? Auch das wird in dem Buch angeschnitten. Sowieso geht Kurt auf sehr viele unterschiedliche Themen ein, wirft viele Fragen auf und regt zum Nachdenken an. Doch das ist aus meiner Sicht auch eine Schwäche des Buches. Es ist zu viel für nur 256 Seiten. Ich hätte gerne mehr gelesen.
Abgesehen davon und auch das für mich seltsame fiktive Interview mit Marx, hat mir das Buch sehr gefallen und ich kann es nur weiterempfehlen. Ich liebe dieses Gefühl neue Perspektiven zu erleben und wie ich selbst anfange vieles zu hinterfragen. Mir ist selbst erst vor wenigen Jahren bewusst geworden, dass es einen Unterschied gibt zwischen romantische und sexuelle Beziehungen, aber auch, dass platonische Beziehungen nicht minderwertiger sind. Kurt zeigt auch auf, wie tief verwurzelt patriarchalische und misogyne Denkmuster sind.
Besonders gefallen hat mir “Eine neue Sprache der Zärtlichkeit - Von Namen, Worten und Gesprächen”. Die meisten von euch wissen wahrscheinlich, dass mir sehr viel an Sprache, Ausdrucksweise und eine wertschätzende Kommunikation liegt. Also ist es keine allzu große Überraschung, dass mir besonders das Kapitel gefallen hat, in dem es genau darum geht. Kurt geht bspw. darauf ein, dass selbst Kurts Partner den Namen Seyda” im Adressbuch abgespeichert hatte. Ohne Cedille unter dem Anfangsbuchstaben. Der Name wird nämlich “Şeyda” geschrieben. Das wirkt wie eine Kleinigkeit, aber wie oft werden Namen verfremdet oder auf einen Spitznamen ausgewichen, weil die Aussprache oder Schreibweise zu kompliziert sei? Unsere Namen sind ein Teil unserer Identität. Und wenn noch nicht einmal Menschen, die uns nahe stehen dies respektieren, wer denn dann?
“Radikale Zärtlichkeit” bedeutet für Kurt sich selbst und dem Gegenüber einen Sprachraum zu bieten, der beiden ermöglicht sich in deren Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten anzuerkennen und zu erfahren. Und ich finde, dass das wunderschön ist.
Wer Lust auf eine Mischung aus Feminismus, Popkultur und Philosophie hat, ist bei diesem Buch genau richtig.
⚠️ [CN: Ableismus, Hanau, Klassismus, Misogynie, Queerfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Rassismus, Sexismus, sexualisierte Gewalt, Slut Shaming, Victim Blaming]
Entlang der eigenen Biografie erforscht Kurt traditionelle Beziehungsmodelle. Dabei greift Kurt die normative monogame Beziehung auf und wie der Umgang mit polygame/polyamore Beziehungen in anderen Kulturen verläuft. Wie hängt Liebe mit dem Patriarchat, Rassismus, Klassismus und Kapitalismus zusammen? Auch das wird in dem Buch angeschnitten. Sowieso geht Kurt auf sehr viele unterschiedliche Themen ein, wirft viele Fragen auf und regt zum Nachdenken an. Doch das ist aus meiner Sicht auch eine Schwäche des Buches. Es ist zu viel für nur 256 Seiten. Ich hätte gerne mehr gelesen.
Abgesehen davon und auch das für mich seltsame fiktive Interview mit Marx, hat mir das Buch sehr gefallen und ich kann es nur weiterempfehlen. Ich liebe dieses Gefühl neue Perspektiven zu erleben und wie ich selbst anfange vieles zu hinterfragen. Mir ist selbst erst vor wenigen Jahren bewusst geworden, dass es einen Unterschied gibt zwischen romantische und sexuelle Beziehungen, aber auch, dass platonische Beziehungen nicht minderwertiger sind. Kurt zeigt auch auf, wie tief verwurzelt patriarchalische und misogyne Denkmuster sind.
Besonders gefallen hat mir “Eine neue Sprache der Zärtlichkeit - Von Namen, Worten und Gesprächen”. Die meisten von euch wissen wahrscheinlich, dass mir sehr viel an Sprache, Ausdrucksweise und eine wertschätzende Kommunikation liegt. Also ist es keine allzu große Überraschung, dass mir besonders das Kapitel gefallen hat, in dem es genau darum geht. Kurt geht bspw. darauf ein, dass selbst Kurts Partner den Namen Seyda” im Adressbuch abgespeichert hatte. Ohne Cedille unter dem Anfangsbuchstaben. Der Name wird nämlich “Şeyda” geschrieben. Das wirkt wie eine Kleinigkeit, aber wie oft werden Namen verfremdet oder auf einen Spitznamen ausgewichen, weil die Aussprache oder Schreibweise zu kompliziert sei? Unsere Namen sind ein Teil unserer Identität. Und wenn noch nicht einmal Menschen, die uns nahe stehen dies respektieren, wer denn dann?
“Radikale Zärtlichkeit” bedeutet für Kurt sich selbst und dem Gegenüber einen Sprachraum zu bieten, der beiden ermöglicht sich in deren Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten anzuerkennen und zu erfahren. Und ich finde, dass das wunderschön ist.
Wer Lust auf eine Mischung aus Feminismus, Popkultur und Philosophie hat, ist bei diesem Buch genau richtig.