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A review by bookishyvonne
exit RACISM. rassismuskritisch denken lernen by Tupoka Ogette
challenging
informative
medium-paced
5.0
Tupoka Ogette [sie/ihr] hat mit “Exit Racism” ein tolles Buch geschrieben, das insbesondere für weiße Menschen eine gute Möglichkeit ist, um sich zum ersten Mal mit dem Thema “Rassismus” zu beschäftigen. Das Buch ist auch explizit an weiße Menschen gerichtet, aber für Bi_PoC wird direkt am Anfang eine Triggerwarnung ausgesprochen, was ich echt wichtig finde. Denn es werden rassistische Aussagen und Begriffe reproduziert. Ich bin zwar nicht weiß, aber ich wollte das Buch trotzdem zuerst selbst lesen, bevor ich das empfehle. Fazit: Große Leseempfehlung!
Besonders gefallen hat mir, dass es ein “Mitmach-Buch” ist. Die Lesenden bekommen zuerst Input zu dem jeweiligen Themenabschnitt, dann kommt ein interaktiver Teil, wie bei einem Workshop eben. Es wird dazu angeregt einen Perspektivwechsel vorzunehmen und selbst im eigenen Umkreis Gespräche anzufangen. Für mich selbst am spannendsten war aber der “Logbuch-Teil”. Da haben frühere Workshopteilnehmenden Auszüge aus ihren Logbüchern freigegeben und das war teilweise erschreckend zu lesen, was weiße Menschen so denken, aber gleichzeitig auch erleichternd zu sehen, dass es dann so nach und nach doch ein Umdenken gab. Klar, ein sofortiges Umdenken nach dem ersten Themenabschnitt wäre wahrscheinlich auch sehr utopisch.
Es werden Begriffe auch erklärt, wenn die erstmals vorkommen, wie die Schreibweise von weiß (kursiv) und Schwarz (mit großem S), aber auch Begriffe, die für viele, die sich mit aktivistischen Inhalten auseinandersetzen evtl. bereits kennen, wie “Empowerment” und “Ismen”, und geht dann später auch auf Fremdbezeichnungen und Selbstbezeichnungen ein. Wenn ihr Ogette bereits kennt, kennt ihr bestimmt auch den Begriff “Happyland”. Ein Wort, das ein Manager eines Kommunikationsunternehmens am Ende eines ihrer Workshops geprägt hatte und ich finde, dass das wirklich perfekt beschreibt, wie das so ist, wenn eine Person ohne Rassismuserfahrungen aufwächst und sich bis zum “Aufwachen” eben nicht mit Rassismus beschäftigt und sich reflektiert hat.
Ogette stellt auch ein Phasenmodell für den Umgang mit dem eigenen Rassismus vor (1. Happy Land, 2. Abwehr, 3. Scham, 4. Schuld, 5. Anerkennung) und ich denke, dass dieses Phasenmodell auch für andere Ismen anwendbar ist. Zumindest habe ich das bei mir selbst wiedererkannt. Es ist unangenehm aus diesem Happyland aufzuwachen. Es war schließlich so viel angenehmer für einen, als wir von gewissen Dingen nicht wussten, nicht mit ihnen konfrontiert wurden und schlichtweg ignorant sein konnten. Aber das ist ein mega großes Privileg. Negativbetroffene haben gar nicht die Wahl, ob sie sich damit beschäftigen möchten.
Etwas, womit auch ich mich nicht beschäftigt hatte, war der deutsche Kolonialismus. Ich wusste tatsächlich nur, dass Qingdao eine deutsche Kolonie war. Eben, weil ich Chinesiche Deutsche bin und mich nur mit diesem Teil auseinandergesetzt habe, weil teilweise wildfremde Menschen mich darauf angesprochen haben, sodass ich das Gefühl hatte, dass es in meiner Verantwortung liegt herauszufinden, was damals geschah. Dabei habe ich mich wirklich nur auf diese eine ehemalige Kolonie fokussiert. Ich hatte keine Ahnung von den Kolonien in Afrika.
Es wird sowohl auf Rassismus auf individueller Ebene durch bspw. Mikroaggressionen eingegangen, aber auch struktureller Rassismus und deren Auswirkungen erklärt. Das einzige, was ich einerseits gut fand, aber auch kritisieren möchte: Die QR Codes/Links im Buch, die einen zu Videos führen, die einem noch mehr Infos liefern. Gut, weil wir dadurch einfach zu weiteren Videos und Infos kommen, aber leider sind die meistens auf Englisch, sodass das leider für einige evtl. eine Hürde sein könnte. Es ist schade, dass es auf Deutsch noch nicht so viel zum Thema “Rassismus” gibt. Das merke ich vor allem auch daran, dass wir vieles aus dem englischen Sprachraum übernehmen und gar keine deutschen Begriffe haben. Beispiele hierfür sind “X Blaming” und “mixed race”. Da müssen definitiv noch mehr Diskussionen geführt werden.
Ganz am Ende sind nochmal konkrete Tipps für einen rassismuskritischen Alltag, die sehr hilfreich ist, sodass Lesenden am Ende einiges an Werkzeugen in die Hand gegeben wird und mehr zum Handeln angeregt werden.
Besonders gefallen hat mir, dass es ein “Mitmach-Buch” ist. Die Lesenden bekommen zuerst Input zu dem jeweiligen Themenabschnitt, dann kommt ein interaktiver Teil, wie bei einem Workshop eben. Es wird dazu angeregt einen Perspektivwechsel vorzunehmen und selbst im eigenen Umkreis Gespräche anzufangen. Für mich selbst am spannendsten war aber der “Logbuch-Teil”. Da haben frühere Workshopteilnehmenden Auszüge aus ihren Logbüchern freigegeben und das war teilweise erschreckend zu lesen, was weiße Menschen so denken, aber gleichzeitig auch erleichternd zu sehen, dass es dann so nach und nach doch ein Umdenken gab. Klar, ein sofortiges Umdenken nach dem ersten Themenabschnitt wäre wahrscheinlich auch sehr utopisch.
Es werden Begriffe auch erklärt, wenn die erstmals vorkommen, wie die Schreibweise von weiß (kursiv) und Schwarz (mit großem S), aber auch Begriffe, die für viele, die sich mit aktivistischen Inhalten auseinandersetzen evtl. bereits kennen, wie “Empowerment” und “Ismen”, und geht dann später auch auf Fremdbezeichnungen und Selbstbezeichnungen ein. Wenn ihr Ogette bereits kennt, kennt ihr bestimmt auch den Begriff “Happyland”. Ein Wort, das ein Manager eines Kommunikationsunternehmens am Ende eines ihrer Workshops geprägt hatte und ich finde, dass das wirklich perfekt beschreibt, wie das so ist, wenn eine Person ohne Rassismuserfahrungen aufwächst und sich bis zum “Aufwachen” eben nicht mit Rassismus beschäftigt und sich reflektiert hat.
Ogette stellt auch ein Phasenmodell für den Umgang mit dem eigenen Rassismus vor (1. Happy Land, 2. Abwehr, 3. Scham, 4. Schuld, 5. Anerkennung) und ich denke, dass dieses Phasenmodell auch für andere Ismen anwendbar ist. Zumindest habe ich das bei mir selbst wiedererkannt. Es ist unangenehm aus diesem Happyland aufzuwachen. Es war schließlich so viel angenehmer für einen, als wir von gewissen Dingen nicht wussten, nicht mit ihnen konfrontiert wurden und schlichtweg ignorant sein konnten. Aber das ist ein mega großes Privileg. Negativbetroffene haben gar nicht die Wahl, ob sie sich damit beschäftigen möchten.
Etwas, womit auch ich mich nicht beschäftigt hatte, war der deutsche Kolonialismus. Ich wusste tatsächlich nur, dass Qingdao eine deutsche Kolonie war. Eben, weil ich Chinesiche Deutsche bin und mich nur mit diesem Teil auseinandergesetzt habe, weil teilweise wildfremde Menschen mich darauf angesprochen haben, sodass ich das Gefühl hatte, dass es in meiner Verantwortung liegt herauszufinden, was damals geschah. Dabei habe ich mich wirklich nur auf diese eine ehemalige Kolonie fokussiert. Ich hatte keine Ahnung von den Kolonien in Afrika.
Es wird sowohl auf Rassismus auf individueller Ebene durch bspw. Mikroaggressionen eingegangen, aber auch struktureller Rassismus und deren Auswirkungen erklärt. Das einzige, was ich einerseits gut fand, aber auch kritisieren möchte: Die QR Codes/Links im Buch, die einen zu Videos führen, die einem noch mehr Infos liefern. Gut, weil wir dadurch einfach zu weiteren Videos und Infos kommen, aber leider sind die meistens auf Englisch, sodass das leider für einige evtl. eine Hürde sein könnte. Es ist schade, dass es auf Deutsch noch nicht so viel zum Thema “Rassismus” gibt. Das merke ich vor allem auch daran, dass wir vieles aus dem englischen Sprachraum übernehmen und gar keine deutschen Begriffe haben. Beispiele hierfür sind “X Blaming” und “mixed race”. Da müssen definitiv noch mehr Diskussionen geführt werden.
Ganz am Ende sind nochmal konkrete Tipps für einen rassismuskritischen Alltag, die sehr hilfreich ist, sodass Lesenden am Ende einiges an Werkzeugen in die Hand gegeben wird und mehr zum Handeln angeregt werden.