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A review by muyelinh
Im Zeichen der Mohnblume - Die Kaiserin by R.F. Kuang
adventurous
dark
emotional
slow-paced
- Plot- or character-driven? A mix
- Strong character development? Yes
- Loveable characters? No
- Diverse cast of characters? No
- Flaws of characters a main focus? Yes
3.25
Fast 800 Seiten dick ist der zweite Teil der Trilogie um die kriegerische Aufsteigerin Rin, die in einer Fantasywelt, die stark an die chinesische Geschichte des 20. Jahrhunderts angelehnt ist, einen schier aussichtslosen Kampf gegen immer neue Gegner führt.
Jeder Band beschreibt eine eigenwillige Geschichte, die mit den Entwicklungen der anderen nicht starr verknüpft ist. Dementsprechend hat es etwas gedauert, bis ich wieder in der Welt drin war. Viele haben sich beschwert, dass das anfängliche Setting zu "piratey" gewesen sei, aber ich mag Piratengeschichten, und in diesem Fall war mir der damit zusammenhängende Plot fast ein bisschen zu früh vorbei. Nachdem es sich Rin nämlich mit der Piratenkönigin Moag eher verscherzt hat, schließt sie sich nun ihrem alten Kameraden und ihrer Hassliebe Nezha an, um gemeinsam mit dessen Vater eine Republik zu gründen und das alte Kaiserreich zu stürzen.
Ein zweifellos wichtiger Teilaspekt der ganzen Reihe ist sicherlich Rin als Hauptprotagonistin. Sie fordert dem Leser vieles ab und ist durchgehend als sehr fehlbar und graumoralisch gezeichnet. Dennoch fieberte ich mit ihr mit und fand insbesondere ihren Umgang mit ihrem Drogenkonsum sehr gelungen. Auch wenn man das Gefühl hat, dass sie in eine falsche Richtung abdriftet, fällt es schwer, ihren Kampf um das, was sie für Gerechtigkeit hält, abzulehnen. Einen Charakter geschaffen zu haben, der polarisiert, ist sicher ein Verdienst der Autorin.
Darüber hinaus leben viele Szenen von der Dynamik zwischen den Mitgliedern der Cike, wenngleich diese leider nur stellenweise aufblitzen darf. Die meisten Mitglieder hätten sogar noch mehr Potenzial gehabt.
Die Schwerpunktsetzung ist für mich hier leider sehr misslungen. Aratsha und ganz besonders Qara werden viel zu schnell gekillt und sind in der Rolle, die sie aktiv eingenommen haben, trotz spannender Hintergründe nur personale Plot devices gewesen. Im Gegenzug dazu fuckte es mich übertrieben ab, wie präsent Altan, der ja gar nicht mehr am Leben ist, nach wie vor im Buch ist. Selbst, wenn sich Rin offen von ihm lossagt, wird immer wieder auf ihn zurückgekommen. Gute Serien zeichnen sich auch dadurch aus, dass die aktuellen Figuren so spannend sind, dass man nicht durch Nostalgie hin zu etwaigen Fanlieblingen (ka, fand ihn immer schon sehr klischeebeladen und anstrengend) der Story eine tiefere Bedeutung geben muss. Ein definitives Ende ist besser als ständige Rückverweise.
Richtig auf den Geist ging mir alles, was mit Hesperia zu tun hatte, welches relativ offensichtlich an die USA angelehnt ist. Vielleicht ist es intendiert, dass man diesen wahrscheinlich bald neuen Gegner hassen soll, aber jeder Auftritt von diesen Arroganzbolzen hat die Stimmung beim Lesen schnell erstickt. Auch und vor allem die pseudo-intellektuellen Austausche über Religion und Gesellschaft und was weiß ich finde ich in einem Jugend-Fantasybuch zu prätentiös, und einen Schußwaffen-Plot, der so klischeehaft eingebaut wird, war auch abgestanden wie (m)ein ungelüftetes Schlafzimmer. Auch hier: Richtig gute Fantasy schafft für mich auch Identifikation mit Antagonisten, und in diesem Punkt kommt mir Kuangs Werk eher unausgereift vor.
Auf einer fast schon an Perfektion grenzenden Ebene befindet sich hingegen die Fähigkeit der Autorin, authentische Kriegsstrategien und umfassende Plotumwälzungen organisch in eine Geschichte einzubinden. An der Stelle großes Lob, insbesondere, da am Ende nochmal einiges rausgeholt wird, was für die zwischenzeitlich eher anstrengende Entwicklung entschädigt. Das Ende ist wirklich gut umgesetzt und macht Vorfreude auf den dritten, kaum kürzeren Teil.
Auch für diesen Band habe ich allerdings sehr lange gebraucht, über einen Monat. Nach ausführlicher Reflektion muss ich sagen, dass es vor allem zwei sprachliche Gegebenheiten gewesen sein müssen, die dafür gesorgt haben, dass mich kein übermenschlicher Drang erfasst hat, das Buch zu verschlingen. Vielleicht liegt das an der irgendwie sehr einheitlichen Sprache aller Figuren, von denen durch die Ausdrucksweise keiner positiv heraussticht und damit frischen Wind in die Dialoge bringt. Vielleicht auch daran, dass es kaum atemberaubende Cliffhanger gibt, sondern die Kapitel oft mit gotcha-mäßigen One-Linern beendet werden, die sich auch immer mal ins Klischee verabschieden.
Ein Buch wie ein gemütlicher alter Opa-Sessel. Man freut sich, zurück dorthin zu kommen und sich vom Duft des Vertrauten umwabern zu lassen, bis man dann doch relativ bald zu der Erkenntnis gelangt, dass es hier doch irgendwie muffig und altbekannt ist.
Jeder Band beschreibt eine eigenwillige Geschichte, die mit den Entwicklungen der anderen nicht starr verknüpft ist. Dementsprechend hat es etwas gedauert, bis ich wieder in der Welt drin war. Viele haben sich beschwert, dass das anfängliche Setting zu "piratey" gewesen sei, aber ich mag Piratengeschichten, und in diesem Fall war mir der damit zusammenhängende Plot fast ein bisschen zu früh vorbei. Nachdem es sich Rin nämlich mit der Piratenkönigin Moag eher verscherzt hat, schließt sie sich nun ihrem alten Kameraden und ihrer Hassliebe Nezha an, um gemeinsam mit dessen Vater eine Republik zu gründen und das alte Kaiserreich zu stürzen.
Ein zweifellos wichtiger Teilaspekt der ganzen Reihe ist sicherlich Rin als Hauptprotagonistin. Sie fordert dem Leser vieles ab und ist durchgehend als sehr fehlbar und graumoralisch gezeichnet. Dennoch fieberte ich mit ihr mit und fand insbesondere ihren Umgang mit ihrem Drogenkonsum sehr gelungen. Auch wenn man das Gefühl hat, dass sie in eine falsche Richtung abdriftet, fällt es schwer, ihren Kampf um das, was sie für Gerechtigkeit hält, abzulehnen. Einen Charakter geschaffen zu haben, der polarisiert, ist sicher ein Verdienst der Autorin.
Darüber hinaus leben viele Szenen von der Dynamik zwischen den Mitgliedern der Cike, wenngleich diese leider nur stellenweise aufblitzen darf. Die meisten Mitglieder hätten sogar noch mehr Potenzial gehabt.
Richtig auf den Geist ging mir alles, was mit Hesperia zu tun hatte, welches relativ offensichtlich an die USA angelehnt ist. Vielleicht ist es intendiert, dass man diesen wahrscheinlich bald neuen Gegner hassen soll, aber jeder Auftritt von diesen Arroganzbolzen hat die Stimmung beim Lesen schnell erstickt. Auch und vor allem die pseudo-intellektuellen Austausche über Religion und Gesellschaft und was weiß ich finde ich in einem Jugend-Fantasybuch zu prätentiös, und einen Schußwaffen-Plot, der so klischeehaft eingebaut wird, war auch abgestanden wie (m)ein ungelüftetes Schlafzimmer. Auch hier: Richtig gute Fantasy schafft für mich auch Identifikation mit Antagonisten, und in diesem Punkt kommt mir Kuangs Werk eher unausgereift vor.
Auf einer fast schon an Perfektion grenzenden Ebene befindet sich hingegen die Fähigkeit der Autorin, authentische Kriegsstrategien und umfassende Plotumwälzungen organisch in eine Geschichte einzubinden. An der Stelle großes Lob, insbesondere, da am Ende nochmal einiges rausgeholt wird, was für die zwischenzeitlich eher anstrengende Entwicklung entschädigt. Das Ende ist wirklich gut umgesetzt und macht Vorfreude auf den dritten, kaum kürzeren Teil.
Auch für diesen Band habe ich allerdings sehr lange gebraucht, über einen Monat. Nach ausführlicher Reflektion muss ich sagen, dass es vor allem zwei sprachliche Gegebenheiten gewesen sein müssen, die dafür gesorgt haben, dass mich kein übermenschlicher Drang erfasst hat, das Buch zu verschlingen. Vielleicht liegt das an der irgendwie sehr einheitlichen Sprache aller Figuren, von denen durch die Ausdrucksweise keiner positiv heraussticht und damit frischen Wind in die Dialoge bringt. Vielleicht auch daran, dass es kaum atemberaubende Cliffhanger gibt, sondern die Kapitel oft mit gotcha-mäßigen One-Linern beendet werden, die sich auch immer mal ins Klischee verabschieden.
Ein Buch wie ein gemütlicher alter Opa-Sessel. Man freut sich, zurück dorthin zu kommen und sich vom Duft des Vertrauten umwabern zu lassen, bis man dann doch relativ bald zu der Erkenntnis gelangt, dass es hier doch irgendwie muffig und altbekannt ist.