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A review by genevieve_bartok
Der Schneider von Panama by John le Carré
4.0
Ich weiß noch nicht ganz, wie ich zu diesem Buch stehe. Deshalb kann ich keine Gewähr dafür geben, dass sich das Ranking nicht in Zukunft noch ein paar Mal ändern wird.
Zur Idee des Buches lässt sich nur eines sagen: großartig! Ich möchte meine Rezension diesmal spoilerfrei halten, da ich gleich noch ein paar Anmerkungen für Leseanfänger beifügen möchte, deshalb fasse ich mich in diesem Punkt kurz.
Eine Verschwörung, die eine scheint und vielleicht eine ist oder auch nicht, eine Hauptfigur, welche an Vielschichtigkeit kaum zu überbieten sein mag und eine Handlung, die mal pfeilschnell und mal sehr gemächlich vonstatten geht. Das Buch spielt mit seinem Variantenreichtum, lässt manches offen und gibt einem dennoch spannenden Einblick in die Welt unterforderter Diplomaten in einem Land, das kaum von sich reden macht und das viele auf der Weltkarte nicht einzuordnen wüssten.
Besonders hervorzuheben ist der Schreibstil des Buches, und an dieser Stelle möchte ich dann auch eine kleine Warnung für Leseanfänger aussprechen. Für mich hat sich das Buch so gelesen, wie sich die abstrakten Bilder meiner Tante ansehen. Die eine Figur ist mühevoll sehr detailreich gezeichnet und daneben verläuft ein Pinselstrich der einfach mal so quer über die Leinwand gezogen wurde. Aber nie wird es langweilig, auf dem ganzen Bild gibt etwas zu entdecken und überall strahlen grellbunte Farben. Genauso liest sich dieses Buch. Eine tiefgründige Darlegung der Motive und sozialen Hintergründe dieser oder jener Figur zu ihren jeweiligen Taten und Untaten, wird gefolgt von einer nahezu halbseitigen, praktisch stichwortartigen Auflistung von Geschehnissen: "Louisa tut das, Harry dies, Hannah macht jede und Mark solches". Bei Wegbeschreibungen hat man häufig das Gefühl, John le Carré habe sich in ein Taxi gesetzt und den entsprechenden Weg mit dessen Anhaltspunkten und Sehenswürdigkeiten beim Fahren knapp in sein Notizbuch gekritzelt und anschließend ohne jede Überarbeitung das Blatt ausgerissen und auf sein Manuskript geklebt.
So negativ diese Darstellung jetzt auch anmuten mag, so ist es wirklich nicht gemeint. Der Schreibstil ist wahnsinnig interessant und zwar positiv interessant. Nur wird man, wenn man le Carrés Erzählfaçon nicht gewohnt ist, schnell erschlagen von der Hektik und Lautstärke Panama Citys und ihrer Bewohner, die sich mit der Ruhe und Stille der naturbelassenen Wälder des kleinen Staates ein paar Seiten weiter, abzuwechseln scheinen.
Aus diesem Grunde würde ich das Werk auch keinen Einsteigern in die Welt der Bücher empfehlen. Nehmt euch zunächst ein paar einfachere Bücher mit flotter Handlung, überschaubaren Charakteren und simplem Schreibstil vor. Wer allerdings schon länger liest, nach einer kleinen Herausforderung sucht und bereit ist, sich auf etwas völlig Neues einzulassen, der wird an diesem Buch mit all seiner Vielschichtigkeit sicher seinen Spaß finden.
Viel Spaß beim Lesen!
(Ich habe by the way schon während des Schreibens meiner Rezension das Ranking zweimal korrigiert. Von 3,5 auf 3,75 auf die vollen 4 Sterne. Mal sehen, ob's so bleibt
Zur Idee des Buches lässt sich nur eines sagen: großartig! Ich möchte meine Rezension diesmal spoilerfrei halten, da ich gleich noch ein paar Anmerkungen für Leseanfänger beifügen möchte, deshalb fasse ich mich in diesem Punkt kurz.
Eine Verschwörung, die eine scheint und vielleicht eine ist oder auch nicht, eine Hauptfigur, welche an Vielschichtigkeit kaum zu überbieten sein mag und eine Handlung, die mal pfeilschnell und mal sehr gemächlich vonstatten geht. Das Buch spielt mit seinem Variantenreichtum, lässt manches offen und gibt einem dennoch spannenden Einblick in die Welt unterforderter Diplomaten in einem Land, das kaum von sich reden macht und das viele auf der Weltkarte nicht einzuordnen wüssten.
Besonders hervorzuheben ist der Schreibstil des Buches, und an dieser Stelle möchte ich dann auch eine kleine Warnung für Leseanfänger aussprechen. Für mich hat sich das Buch so gelesen, wie sich die abstrakten Bilder meiner Tante ansehen. Die eine Figur ist mühevoll sehr detailreich gezeichnet und daneben verläuft ein Pinselstrich der einfach mal so quer über die Leinwand gezogen wurde. Aber nie wird es langweilig, auf dem ganzen Bild gibt etwas zu entdecken und überall strahlen grellbunte Farben. Genauso liest sich dieses Buch. Eine tiefgründige Darlegung der Motive und sozialen Hintergründe dieser oder jener Figur zu ihren jeweiligen Taten und Untaten, wird gefolgt von einer nahezu halbseitigen, praktisch stichwortartigen Auflistung von Geschehnissen: "Louisa tut das, Harry dies, Hannah macht jede und Mark solches". Bei Wegbeschreibungen hat man häufig das Gefühl, John le Carré habe sich in ein Taxi gesetzt und den entsprechenden Weg mit dessen Anhaltspunkten und Sehenswürdigkeiten beim Fahren knapp in sein Notizbuch gekritzelt und anschließend ohne jede Überarbeitung das Blatt ausgerissen und auf sein Manuskript geklebt.
So negativ diese Darstellung jetzt auch anmuten mag, so ist es wirklich nicht gemeint. Der Schreibstil ist wahnsinnig interessant und zwar positiv interessant. Nur wird man, wenn man le Carrés Erzählfaçon nicht gewohnt ist, schnell erschlagen von der Hektik und Lautstärke Panama Citys und ihrer Bewohner, die sich mit der Ruhe und Stille der naturbelassenen Wälder des kleinen Staates ein paar Seiten weiter, abzuwechseln scheinen.
Aus diesem Grunde würde ich das Werk auch keinen Einsteigern in die Welt der Bücher empfehlen. Nehmt euch zunächst ein paar einfachere Bücher mit flotter Handlung, überschaubaren Charakteren und simplem Schreibstil vor. Wer allerdings schon länger liest, nach einer kleinen Herausforderung sucht und bereit ist, sich auf etwas völlig Neues einzulassen, der wird an diesem Buch mit all seiner Vielschichtigkeit sicher seinen Spaß finden.
Viel Spaß beim Lesen!
(Ich habe by the way schon während des Schreibens meiner Rezension das Ranking zweimal korrigiert. Von 3,5 auf 3,75 auf die vollen 4 Sterne. Mal sehen, ob's so bleibt