slow, boring, uninteresting, didn't keep my attention, repetitive 

Wenn man (wie die meisten) nur Berührungspunkte mit der Serien-Adaption von "Tote Mädchen lügen nicht" hat, ist es leicht, kein positives Bild des Dramas zu haben. Durchzogen von unsensibler Behandlung hochsensibler Themen hat die Show nicht nur für schlechte Schlagzeilen, sondern auch für etliche Aufschreie seitens Erziehungsberechtigter und Pädagog*innen vor allem in den USA gesorgt. In all diesem Eklat stellte sich für mich die Frage, ob die problematischen Inhalte durch den Mediumswechsel entstanden seien oder das Originalwerk bereits korrumpiert wäre. 

Nach meinem Read kann ich Entwarnung geben: Wofür die Serien-Version in Kritik stand, ist auch ihre eigene Schuld. Obwohl natürlich die Thematik dieselbe bleibt, geht der Roman diese wesentlich glimpflicher an. Abseits von Faktoren wie einer abgeänderte Methode, die Hannah für ihr Ableben verwendet, + der dazu passenden Visalisierung (die Leute hinter der Show hatten echt keine Ahnung, was sie da eigentlich machen) wurde auch die Personenzentrierung der Buchvorlage ignoriert.

Ein großer Kritikpunkt an der Serie ist, dass sie darstellt, wie schlecht es denn den Mobbenden nach dem Tod der Jugendlichen geht, da dies ebenfalls Betroffenen bestätigt, ein Freitod sei die richtige Entscheidung, da dadurch ja die Peinigenden ihre gerechte Strafe erhalten würden. Durch die Ich-Erzählung wird in der Vorlage jedoch ein anderes Bild vermittelt - Clay, der eine gute Beziehung mit Hannah pflegte, leidet durchweg und trifft auch nur auf Personen, die mit dem Mädchen gutstanden und ebenfalls einen Leidensweg durchleben. Antagonistisch-positionierte Figuren werden (wenn sie aktiv auftreten) mehr als ignorant und nicht wirklich zu schaden kommend inszeniert - ein eindeutiges Mittel, um die Problematik der Serie zu umgehen. Ebenso ist das Originalwerk keineswegs eine Highschool-Teenie-Soap, die sich ihren Voyeurismus anhand klischeehafter Abbildung psychischer Erkrankungen und Neurodiversität auslebt.

Gefühlt richten sich die fast 300 Seiten an Leute, die solche Fälle in ihrem nahen Umfeld besitzen, und will sie dementsprechend edukatieren. Als Person, die selbst einmal vergleichbare Symptomatik wie Hannah durchlebt hat, fällt es mir schwer zu glauben, dass Jay Asher ein tiefgehendes Verständnis der Gefühlslage solcher Personen besitzt. Viel mehr wirkt es, als hätte er Broschüren von Expert*innen gelesen, wie denn eine Depression letztendlich aussieht. Dies ist bei weitem kein zwingend negativer Punkt und ich möchte nichts unterstellen - kann natürlich gut sein, dass er es doch vorweist und mit den Samthandschuhen lediglich eine jüngeres Publikum erschließen wollte. Dadurch richtet sich "Tote Mädchen lügen nicht" aber an eine wesentlich kleinere Zielgruppe aus, als man zuerst denken würde.

Schreibtechnisch gibt es hier nichts großartig zu mängeln, aber auch nichts zu loben. Der Aufbau, dass sowohl die Kasetten im Hintergrund laufen als auch die Gedanken von Clay durchrattern, ist einigemaßen kreativ und sorgt auch für die lesetechnisch besten Momente, wenn beispielsweise Hannah etwas erzählt, nur damit er mit den Gedanken noch im vorherigen Satz hängt. Lediglich der geringe visuelle Unterschied zwischen den beiden Monologebenen sorgte dafür, dass ich öfter durcheinanderkam und der Lesefluss durchbrochen wurde - unterschiedliche Schriftarten wären eine Alternative zu dem Kursiv/Non-Kursiv-Stil gewesen. Gut, eine Sache gibt es doch noch hervorzuheben: Das letzte Tape ist großartig umgesetzt und fängt Clays Konflikt sehr gut damit ein, wie es präsentiert wird. 

"Tote Mädchen lügen nicht" ist (im negativen Sinne) nicht so viel, wie seine Serien-Adaption. Es fetzt einem zwar auch nicht die Erwartungshaltung quer durch den Schädel, aber ein netter Read ist es allemal. 

A book centred around teenage suicide that will make you cry. Age 14+